Asche zu Asche, Blut zu Blut - Inspector McLean 2: Thriller (German Edition) by James Oswald

Asche zu Asche, Blut zu Blut - Inspector McLean 2: Thriller (German Edition) by James Oswald

Autor:James Oswald [Oswald, James]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2015-03-16T23:00:00+00:00


37

Die Straße war ruhig, aber nicht leer. Ein paar Leute gingen an ihm vorbei, während er gaffend dastand, überwiegend Paare, Arm in Arm. Überall um ihn herum flackerte und schimmerte Licht aus Fenstern voller Weihnachtsdekoration, oder es glühte nur hinter Vorhängen, die zugezogen waren, um die Winterkälte auszuschließen. Überall, das hieß mit Ausnahme des einen Blocks direkt vor ihm.

Das Baugerüst hing daran wie Efeu an einem kranken Baum. Absperrband flatterte warnend im Wind. Die Fenster im Erdgeschoss waren zugenagelt worden, aber im obersten Stockwerk, seinem ehemaligen Wohnzimmer, konnte er noch durch die augenlosen Höhlen und in die Nacht dahinter sehen. Es war das erste Mal seit dem Brand, dass er sich dem Gebäude genähert hatte. Nichts von seinem weltlichen Hab und Gut hatte in einem Zustand überlebt, dass es des Bergens wert gewesen wäre.

Er ging über die Straße und auf die Haustür mit der abblätternden Farbe zu. Die Schalttafel der Sprechanlage hing noch an der Wand, aber die Lämpchen hinter den Knöpfen leuchteten nicht mehr. Im gebrochenen Schein der Straßenlaterne konnte er gerade die Namen von oben nach unten lesen: McLean/Summers, Sheen, Polson, ein zerbrochener und zerkratzter Knopf, wo Heerscharen von Studenten zehn Jahre lang ständig versucht hatten, das kleine Papier darin auszuwechseln, zwei leere Knöpfe für die vermieteten Wohnungen, McCutcheon. Ohne zu wissen, warum, steckte er seinen Schlüssel ins Schloss. Er war überrascht, dass kein großes Vorhängeschloss an der Tür hing, und noch mehr, als die Tür sich öffnen ließ. Dahinter begann eine andere Welt.

Die Bauarbeiter hatten hart gearbeitet, sie hatten die tragenden Mauern gesichert und den Schutt beseitigt. Die alten, schweren Steinplatten fühlten sich vertraut unter seinen Füßen an, aber als er aufsah, konnte McLean hoch über seinem Kopf Wolken sehen. Als er die Tür hinter sich zufallen ließ, schloss sie den Lärm der Straße aus und ihn von der Wirklichkeit ab.

Er ging bis ans Ende des Flurs, wo die steinerne Treppe immer noch in einer weiten Spirale nach oben führte. Das eiserne Geländer war entfernt worden, aber das störte ihn nicht weiter. Zum ersten Mal, seit er sich erinnern konnte, stank es hier nicht nach Katzenpisse, sondern roch nur nach einer feuchten Mischung von Kohle und Schimmel. Er stieg bis zum ersten Absatz hoch, wobei er sich dicht an der Wand hielt. Oben hielten die Steinplatten noch stand, da sie von den Wänden gesichert wurden, die die Eingangshalle unten abgrenzten. Das war der Kern des Gebäudes, der vom Brand unberührt geblieben war. Auf beiden Seiten, wo die einzelnen Wohnungen gewesen waren, war alles verschwunden.

Die nächsten Stufen, und jetzt stand er vor seiner eigenen Wohnungstür. Nur war nichts mehr übrig von dem Holz, von dem er sich erinnerte, es abgeschmirgelt und mit solchem Stolz gestrichen zu haben. Nur ein leeres Loch, das sich zu einem selbstmörderischen Abgrund öffnete. Auf Höhe der Decke war jetzt freier Himmel, und hier oben pfiff der Wind und trug die Laute des Lebens ganz leise von draußen herein. Er ignorierte sie, stand einfach an seiner Türschwelle, über die er nicht mehr treten konnte, und stellte sich den bekannten Anblick vor.



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